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Software als Risiko

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Autor: Thomas Tauchnitz

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, erklärt, welche Risiken der Trend zu Subskriptionsmodellen hat.

Von permanenten Lizenzen zu Subskriptionen
Nein, ich schreibe nicht unter dem Titel „Software als Risiko” über das Risiko einer Weltherrschaft durch die Künstliche Intelligenz, nicht über die Macht von Konzernen, die einer Kriegspartei von heute auf morgen die Satellitennavigation abschalten können oder über die zumindest technische Möglichkeit von Herstellern, alle Autos oder Traktoren lahmzulegen. Es geht nur um ganz normale Lizenzen.

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, wo man Software einfach kaufen konnte, beispielsweise das Office-Paket für vielleicht 60 oder 100 Euro? Inzwischen ist das Lizenzmodell längst auf Subskription umgestellt, für die ich als kleiner Selbständiger monatlich 11,70 Euro bezahle, jährlich also mehr als 140 Euro. Für die Anbieter erhöht das die Kundenbindung und macht sie wiederum weniger abhängig vom Neukundengeschäft. Aus Sicht der Kunden ist das mehr oder weniger „Abzocke“. Zwar kann ich inhaltlich verstehen, dass auch der Bestandskunde einen Service für Sicherheits-Patches und vielleicht auch Verbesserungen haben will, aber das ist ganz sicher keine 140 Euro im Jahr wert, und auch nicht alle Veränderungen sind sinnvoll. Ein erfahrener Informatiker riet mir kürzlich bei einem Problem: „Wart einfach ab, beim nächsten Patch geht das wieder.“

Beispiel VMware
Was mich schon im Privaten ärgert, kann allerdings viel ernsthaftere Folgen haben. Auf ein solches Risiko machte mich ein treuer Leser meines atp weeklys aufmerksam (danke dafür!): Viele Hersteller von Software wollen jetzt ihr Lizenzmodell von einmaligen Zahlungen auf Subskriptionen umstellen. Stolz schreibt beispielsweise VMware, einer der Marktführer für Virtualisierungslösungen, dass er seit zwei Jahren daran arbeitet, sein Portfolio zu vereinfachen und den Übergang von dauernden Lizenzen zu einem Subskriptionsmodell zu erreichen. Viele neue Lösungen werden nur noch auf der neuen Basis angeboten. Im Gegenzug sind andere Lösungen nicht mehr verfügbar. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass keine sofortige Aktion notwendig sei, dass aber in Zukunft mit dem VMware-Vertreter eine Lösung erarbeitet werden müsste.

Risiko für die Automatisierungstechnik
So weit, so unschön. Aber das große Risiko in der Automatisierungstechnik ist:
Wer weiß schon, ob seine Systeme VMware enthalten und wer für die Wartung zuständig ist?

Denn häufig verwenden Automatisierungssysteme wie SPS, PLS, MES, APC, … tief im System Virtualisierung, ohne dass Sie es wissen und auch nicht unbedingt Ihr Gesprächspartner beim Hersteller oder Support-Dienstleister. Und das, was ich am Beispiel von VMware dargestellt habe, droht auch bei anderen Software-Systemen wie beispielsweise Betriebssystemen, Visualisierungssoftwares, Datenbanken etc. Wenn Sie also vor unliebsamen Überraschungen sicher sein wollen, müssen Sie tief graben, alle verwendeten Software-Komponenten identifizieren und die Geschäft- und insbesondere die Lizenzierungspolitik der Hersteller verfolgen. Und dann gegebenenfalls eine Subskription vereinbaren (falls der Hersteller dazu überhaupt bereit ist). Viel Spaß bei dieser neuen Aufgabe!

Eine Erleichterung ist in Sicht
Am Horizont kann man glücklicherweise schon eine Erleichterung für diese Arbeit erkennen: Die IDTA entwickelt ein Teilmodell „Software Bill of Materials“ für die Verwaltungsschale (VWS). Dort würde der Lieferant alle enthaltene Software auflisten und man könnte auf Knopfdruck sehen, welche Software an welchen Stellen mit welchem Lizenzmodell verwendet ist. Aus dem Blindflug würde ein Flug auf Sicht. Und wieder wird gelten:

Wer VWS kann, ist besser dran.

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting

 

 

 

 

 

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